Augsburger Plätze als Orte der Kommunikation
Königsplatz, Rathausplatz, Willy-Brandt-Platz - wir laufen über diese Plätze, meiden oder besuchen sie bewusst. Doch warum sehen diese Orte gerade so aus? Wie haben sie sich gestalterisch und in ihrer Nutzung entwickelt? Wie könnten sie anders gestaltet werden und welche Auswirkungen hätte dies auf die Kommunikation im öffentlichen Raum?
RATHAUSPLATZ UND FISCHMARKT - Geschichte und Gestaltung
Die Platzgruppe in der Nähe des Abhangs der Augsburger Hochterrasse gehört zu den ältesten in Augsburg. Er bildete sich nach dem Bau des bis heute in die Sichtachse von Augsburgs zentraler Nord-Süd-Straße gestellten Perlachturms im 10. Jahrhundert heraus. An dieser Stelle liefen die Straßen in Nord-Süd- und Ost-West-Richtung zusammen. Vom Perlachplatz mit Rathaus (seit 1260), Herrentrinkstube und Kaufleutestube aus wurde die bis 1806 politisch unabhängige Freie Reichsstadt verwaltet. Öffentlich und spektakulär sichtbar wurde die Machtausübung des Stadtrates durch den 'Pranger' am Rathaus, wo Verbrecher zur Schau gestellt wurden, den 'Schandesel' auf dem Fischmarkt, auf den Soldaten der Stadtgarde bei Dienstvergehen gesetzt wurden sowie das 'Narrenhäusel', eine Ausnüchterungszelle.
Mit der Aufstellung des Neptunbrunnens auf dem Fischmarkt und des Augustusbrunnens auf dem Perlachplatz wurde eine repräsentative Umgestaltung eingeläutet: Elias Holl errichtete fast alle umliegenden Bauwerke neu, 1615-20 schließlich auch das Rathaus, dessen Baumasse die Umgebung schier zu sprengen schien.
Erst im 19. Jahrhundert kam es erneut zu größeren Neubauten: Das 1828 von Johann Nepomuk Pertsch errichtete Börsengebäude ersetzte die Stubenbauten der Kaufleute und Patrizier. Gleichzeitig wurde durch die neue Baulinie das Rathaus etwas freigestellt. Auch der Fischmarkt erhielt 1882-90 durch das Verwaltungsgebäude und die Fischmarkttreppe von Ludwig Leybold eine neue Fassung.
Hier sehen Sie den Rathausplatz in einer kurzen Filmsequenz um 1940
Und hier erfahren Sie mehr über die Augsburger Börse
Jahrhundertelang war der Blick auf das Rathaus nur in der Schrägansicht möglich. Kupferstich von Salomon Kleiner, erschienen bei Johann Georg Pinz, 1726 Quelle: Sammlung Gregor Nagler
Der Ludwigsplatz war von reich geschmückten Fassaden eingefasst, die den Brunnen harmonisch einfassten. Fotografie um 1890 Quelle: Sammlung Gregor Nagler
Fotografie circa 1880 Quelle: Stadtarchiv Augsburg, Sign.-Nr. FS FA B16143
Jahrhundertelang war der Blick auf das Rathaus nur in der Schrägansicht möglich. Kupferstich von Salomon Kleiner, erschienen bei Johann Georg Pinz, 1726 Quelle: Sammlung Gregor Nagler
1944 wurden beinahe alle Gebäude um den Platz herum durch Bomben beschädigt. Die Börse wurde aufgegeben, und Augsburgs damaliger Stadtbaurat Walther Schmidt plante an ihrer Stelle ein Bank- und Verwaltungsgebäude, allerdings auf völlig anderem Grundriss. Dagegen stimmten jedoch 55.000 Personen in einem Plebiszit. Bis 1963 wurde schließlich ein erheblich größerer Platz angelegt, der nun den frontalen Blick auf das Rathaus ermöglicht, aber vor allem im Westen einer harmonischen Platzfassung entbehrt. Zudem verlor der um 14 Meter nach Südwesten gerückte Augustusbrunnen seine städtebauliche Signifikanz.
Das schwarz-weiße, ornamental verlegte Kleinsteinpflaster stammt noch aus den 1960er Jahren, während die Bereiche vor den Gebäuden 2012-14 einen Belag mit Granitplatten erhielten.