Augsburger Plätze als Orte der Kommunikation
Königsplatz, Rathausplatz, Willy-Brandt-Platz - wir laufen über diese Plätze, meiden oder besuchen sie bewusst. Doch warum sehen diese Orte gerade so aus? Wie haben sie sich gestalterisch und in ihrer Nutzung entwickelt? Wie könnten sie anders gestaltet werden und welche Auswirkungen hätte dies auf die Kommunikation im öffentlichen Raum?
RÄUME UND KULISSEN
Das mittelalterliche Augsburg war als Verkehrsknotenpunkt auf dem Weg nach Italien eine klassische Straßenstadt. Einen zentralen Rechtecksplatz wie in Nürnberg, Lübeck oder Breslau gab es hier nicht. Auch die Bezeichnung 'Platz' war in Augsburg kaum gebräuchlich. Vielmehr hießen engere Straßen 'Gasse', breitere, die meist an Kreuzungen oder Gabelungen lagen, in der Regel 'Markt'. Tatsächlich wurden in Augsburg Märkte nach dem Angebot an Waren differenziert, z.B. Obstmarkt, Fischmarkt etc., und dezentral abgehalten.
Urbane Plätze waren räumlich also eher schwach definiert als Aufweitung wie der Annaplatz, Trichter wie der Alte Heumarkt oder Straßenplatz wie der Weinmarkt. Sie waren jedoch häufig durch Bauten und Baugruppen markiert wie beispielsweise der Eiermarkt durch Perlachturm und Rathaus.
Im 16. Jahrhundert strebte die Stadtregierung durch die stetige Ergänzung der Bauordnung eine Regulierung des Raumgefüges in Augsburg an. Das 1600-jährige Stadtjubiläum bildete schließlich den Auftakt eines Umbaus, der eine gestalterische 'Stärkung' der zentralen Plätze bewirkte. Ihre Raumwirkung wurde zunächst durch figurenreiche Brunnen akzentuiert. Nach 1600 ließ die Stadt auch neue öffentliche Bauten durch ihren Stadtwerkmeister Elias Holl (1573-1646) realisieren. Monumentale Fassaden gaben den Plätzen nun Fassung und Halt im Stadtgefüge.
Erleben Sie das Platzgefüge im Herzen Augsburg als Animation
Diese Modifikation urbaner Räume war in der von der Bürgerschaft gelenkten Freien Reichsstadt nicht als ein am Reißbrett erdachter und per Federstrich angeordneter Eingriff möglich, wie ihn Vincenzo Scamozzi und Santino Solari im Auftrag des Bischofs Wolf Dietrich von Raitenau nach 1600 in Salzburg planten. Vielmehr erfolgte die architektonische Neugestaltung sukzessive und dort, wo die Kommune Grundstücke besaß bzw. erwerben konnte.
Durch das Siegelhaus erhielt der Herkulesbrunnen am Weinmarkt eine repräsentative Folie.
Nach dem Umbau der Platzwände präsentierte sich der Perlachplatz als repräsentativer Stadtraum.
Der Annahof wurde von der Stadtbibliothek und Elias Holls Annagymnasium eingefasst.
Durch das Siegelhaus erhielt der Herkulesbrunnen am Weinmarkt eine repräsentative Folie.