Augsburger Plätze als Orte der Kommunikation
Königsplatz, Rathausplatz, Willy-Brandt-Platz - wir laufen über diese Plätze, meiden oder besuchen sie bewusst. Doch warum sehen diese Orte gerade so aus? Wie haben sie sich gestalterisch und in ihrer Nutzung entwickelt? Wie könnten sie anders gestaltet werden und welche Auswirkungen hätte dies auf die Kommunikation im öffentlichen Raum?
DIE STERNWARTE DER STADTBIBLIOTHEK
Angebaut an die Stadtbibliothek war ein Observatoriumsturm. Im rechteckigen unterem Bereich lag das Treppenhaus zum Büchersaal, in den achteckigen Obergeschossen, 1614 von Elias Holl aufgestockt, jedoch eine Sternwarte. Architektonisch ähnelte der Turm den Wassertürmen am 'Roten Tor' und am 'Oblatterwall'.
Die Sternwarte entwickelte sich unter Sixt Birck und Hieronymus Wolff zu einen Anzugspunkt für Astronomen. Vor allem die aus dem Patriziat stammenden Brüder Hans, Johann Baptist und Paulus Hainzel, Schüler von Sixt Birck am Annagymnasium, förderten die Astronomie. Tycho Brahe, einer der berühmtesten Astronomen seiner Zeit, weilte 1569-70 und 1575 vermutlich als Gast von Paulus Hainzel in Augsburg. Die Stadt galt als ein Zentrum des Baus von Präzisionsinstrumenten wie Fernrohre, Mikroskope, Astrolabien, Globen oder Armillarsphären. Brahe gab unter anderem bei Christoph Schissler den Bau von wissenschaftlichen Instrumenten in Auftrag.
Nach Entwürfen Brahes ließ Paulus Hainzel in seinem Gartengut in Göggingen einen 'Quadranten' zur Himmelsbeobachtung konstruieren. Der Augsburger Astronemkreis beobachteten 1572 von dort aus einen im Verlöschen aufleuchtenden Stern. Brahe publizierte das Phänomen in seiner Schrift 'Astronomiae instauratae progymnasmata' als 'Supernova' weil er das Aufleuchten für die Geburtsstunde eines neuen Sterns hielt.
Tycho Brahe und dem Augsburger Quadranten ist ein kleines Museum in Paulus Hainzel ehemaligen Gartengut in Göggingen gewidmet.
Auch die Stadtbibliothek verfügte über eine Sammlung von wissenschaftlichen Instrumenten, die im Unterricht des Annagymnasiums zum Einsatz kamen.
Eine Armillarsphäre, also ein Himmelsglobus, von Christoph Schissler aus der Stadtbibliothek wird heute im städtischen Maximilianmuseum präsentiert