Augsburger Plätze als Orte der Kommunikation
Königsplatz, Rathausplatz, Willy-Brandt-Platz - wir laufen über diese Plätze, meiden oder besuchen sie bewusst. Doch warum sehen diese Orte gerade so aus? Wie haben sie sich gestalterisch und in ihrer Nutzung entwickelt? Wie könnten sie anders gestaltet werden und welche Auswirkungen hätte dies auf die Kommunikation im öffentlichen Raum?
DAS ANNAGYMNASIUM
In den Räumen des aufgelösten Karmeliterklosters St. Anna richtete der Augsburger Magistrat auf Drängen des Pfarrers Bonifatius Wohlfahrt und des Stadtarztes Gereon Sailer 1531 eine städtische Lateinschule ein. Es gab drei Lehrer, die in den Klassen 'christliche Unterweisung', 'Lesen und Schreiben' sowie 'Musik und Latein' unterrichteten. Unterrichtssprache war Latein. Der Direktor Sixt(us) Birck baute die Schule zu einer fünfklassigen Anstalt aus, unterrichtet wurden nun Latein, Griechisch, Stilistik und Logik. Unter Hieronymus Wolff wurde die Lateinschule zum 'akademischen Gymnasium' aufgewertet. Aufgenommen wurden Kinder zwischen 5 und 7 Jahren, die neun Jahre unterrichtet wurden. Danach schloss sich das 'Publikum Auditorium' (Dialektik, Rhetorik und Mathematik) an. Circa 500 Schüler besuchten unter Hieronymus Wolff das Gymnasium. Mit der Gründung des Jesuiten-Gymnasiums bei St. Salvator wurde das Anna-Gymnasium eine evangelische Schule.
1616 ließ die Stadt durch ihren Werkmeister Elias Holl im Annahof, neben der Stadtbibliothek, ein eigenes repräsentatives Gebäude für das Gymnasium errichten. Dieses wurde 1635-49 wurde im Zuge des 'Restitutionsedikts' in den Besitz der Jesuiten eingegliedert, kam aber nach dem 'Westfälischen Frieden' in evangelischen Besitz zurück. Danach wurde der Unterricht mehrfach reformiert, im 19. Jahrhundert wurde das Gymnasium schließlich verstaatlicht und erhielt 1894/95 nach dem Abbruch der Stadtbibliothek einen Erweiterungsbau. 1967 zog die Schule in einen Bau an der Schertlinstraße um.
Das Gymnasium verfügte über eine eigene 'Kunst und Wunderkammer', die Paul von Stetten 1788 wie folgt beschreibt:
'Bey dieser Schul-Anstalt ist eine Sammlung von Naturalien und Kunst-Producten, Landkarten, so weit es zum Unterricht nützlich und notwendig ist. Eine Sammlung von mathematischen Instrumenten, meistens vom seel(igen) Brander verfertiget, die vornehmsten Stücke sind, eine Luftpumpe und Zugehörte, ein Astrolabium astrognosticum, ein neutonischer Tubus, Microscopium Kompositum, horizontal Sonnen-Uhr; Rechenstäbe; eine Sammlung von architectonischen, mechanischen, hydraulischen Modellen, von vielerlei Maschinen und Werkzeugen, die Lippertische Dactyliotheck von 200 Stück, und bey der Zeichnung-Schule viele schöne Zeichnungen, und den Absichten entsprechende Kupferstiche. Es fehlt auch nicht an Büchern, welche zur Belehrung darinn vorgetragen werden, dienlich sind. Das meiste ist in den Jahren 1764-1772 teils vom Scholarchate, teils von Beiträgen bemittelter evang(elischer) Patrioten angeschafft wurden.'
2006 war die genannte Lippertsche Daktyliothek, eine Sammlung von Gemmen, Teil einer Ausstellung der Kunstsammlungen und Museen Augsburg.